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Myanmar2004
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Ein Bild
Die Mingun-Glocke

Sonntag, 7. November

Für 8000 Kyat hat uns U Than Win ein Boot zur Fahrt nach Mingun gechartert. Es ist für zwei Personen etwas überdimensioniert. Wir sitzen an Deck auf bequemen Stühlen und bekommen Tee serviert. An unserer Ablegestelle liegen viele Schiffe, die Holz, Bambus, Steine, Fässer und anderes transportieren. Jetzt, nach der Regenzeit, tauchen im Ayeyarwady die ersten Sandbänke auf. Diese werden direkt mit einfachen Hütten besiedelt. Laut Win werden hier im Wesentlichen Chilis, Knoblauch und Tomaten angebaut. Wir sehen aber auch Fischerhütten und Fischer in ihren kleinen Booten, die ihre ausgespannten Netze kontrollieren. Vor der nächsten Flut werden die Hütten dann wieder abgebaut.
Als König Bodawpaya den Bau der Pagode in Mingun begann, sollte sie mit 150 Metern die höchste der Welt werden. Als er 1819 starb, war aber erst der Sockel mit seinen 50 Metern Höhe errichtet und sein Nachfolger hat die Pagode nicht weiter bauen lassen. Die vor der Pagode stehenden Chinte-Figuren hatten eine Höhe von 30 Metern. Ihnen hat, wie auch der Pagode, das Erdbeben von 1838 arg zugesetzt. In der Pagode ist ein riesiger Riss und oben ist alles schief und eingestürtzt. Wir ersteigen die Pagode, von der man einen schönen Rundumblick hat. Leider ist es etwas diesig. Der Superlative nicht genug, schauen wir uns nebenan die Mingun-Glocke an, mit einer Höhe von 3,70 Meter und einem Umfang von 15 Meter ist sie die größte funktionstüchtige Glocke der Welt. Sie hat einen satten Klang, ich schlage sie auch einmal. Das Schlagen der Glocken in den Pagoden soll Glück bringen und immer ist zu diesem Zweck irgendwo ein Bambusstab zu finden. Wir spazieren noch ein durch das Gelände. Am Fluss wird gerade die Pondaw-Pagode eingerüstet. Am Ufer liegt ein riesiges Bambusfloß, das nach und nach zerlegt und zum Gerüstbau verwendet wird. Wir nehmen noch eine Erfrischung an einem Getränkestand zu uns, es ist sehr heiss, und fahren dann zurück nach Mandalay.
U Than Win wartet schon auf uns. Es ist ihm nicht gelungen, einen Geldwechsler aufzutreiben und deshalb gibt er uns erstmal etwas von seinem Spesengeld. In Mandalay wurden angeblich die Wechselstuben vom Militär, der das hier kontrolliert, dichtgemacht. Er will es weiter versuchen. Da es Julia immer noch schlecht geht, lassen wir uns zum Hotel fahren. Wir liegen am Pool, schwimmen ein paar mal, das Wasser ist erfrischend kühl, und lassen die heisseste Tageszeit verstreichen.
Am späten Nachmittag holt uns Win wieder ab. Wir fahren zum Mandalay Hill, schauen uns ein paar Pagoden von aussen an und halten kurz bei einem Pagodenfest. Das erinnert mich etwas an einen Jahrmarkt bei uns. Zum Sonnenuntergang laufen wir auf den Mandalay Hill. Hier ist es richtig voll, das ist wieder ein Treffpunkt, wo alle Touristen zusammenkommen. Leider ist es sehr diesig. Man kann aber gut die riesigen Dimensionen des Königspalasts ausmachen, der im Südwesten des Berges liegt. Der Palast wurde, nachdem die im Palastinneren wohnenden Menschen zwangsumgesiedelt waren, mit Zwangsarbeit der Bevölkerung von Mandalay restauriert. Allein das Ausgraben des Schlamms aus den über 50 Meter breiten Wassergräben, die das quadratische Gelände mit einer Seitenlänge von 2000 Metern umschließen, muss viel Schweiss gekostet haben. Wir verzichten auf die Besichtigung des Palasts.
Nach Sonnenuntergang lassen wir uns von Win ins Lashio Lay in der 23th Street fahren. Das Essen ist gut, fällt aber gegenüber gestern Abend ab. So hoch wie unser Reiseführer würde ich es nicht loben. Das Streicheln der Khmerfiguren beginnt zwar zu wirken, trotzdem möchte Julia nach dem Essen zurück ins Hotel. Wir nehmen ein Taxi und nachdem ich Julia ins Zimmer gebracht habe, gehe ich nochmal auf eine Zigarre und zwei Bier zu Mandalay Draught Beer.